Apostel Harburg
„Ne, Jetzt mal ehrlich“ – sicher kennst Du diese Redewendung? „Jetzt mal ehrlich!“
Woher weiß ich eigentlich, ob es jemand ehrlich mit mir meint?

Ich habe ja keinen Lügendetektor dabei und spreche normaler Weise auch nicht mit Pinocchio:
Obwohl das sicher vieles leichter machen würde:
Wir würden die Lügen anderer an der Nasenspitze erkennen.
Und wir selber würden nicht mehr lügen, weil sonst unsere Nase wächst.

Ja und weil das im wirklichen Leben nicht so einfach ist, Lügen zu erkennen, sind wir zunehmend skeptisch geworden. Mit der Zeit und der Lebenserfahrung.
Jemand der alles glaubt, erscheint uns nämlich tendenziell dumm zu sein.
Aus kindlichem Ur-Vertrauen, das wir einst hatten, ist mit der Zeit in bestimmten Situationen Misstrauen gewachsen.
Früher haben wir jedem vertraut.
Ich finde das immer faszinierend wie Kinder Vertrauen zu mir fassen.
Bei mir ist das in bestimmten Situationen nämlich anders.
Wenn ich zum Beispiel einen Anruf bekomme, wo mir eine weibliche Computerstimme sagt:
„Guten Tag, Sie haben gewonnen“ – dann weiß ich, dass das nicht stimmt.
Solche Anrufe nimmt kaum noch jemand ernst!

Stellt euch mal vor ihr unterhaltet euch mit jemandem darüber, wie man den Glauben im Alltag lebt, und er fragt euch:
„Was macht denn dein geistliches Leben zur Zeit?“
Wie ist eure Antwort darauf?

Denkt ihr dann daran, dass ihr es in der letzten Woche geschafft habt, jeden Morgen kurz zu beten und einen Vers aus der Bibel zu lesen und antwortet dann erleichtert:„Bei mir läufts grad super!“?

Oder fällt euch auf, dass ihr genau das nicht gemacht habt, sondern nur im letzten Gottesdienst ward und seit dem nichts Frommes mehr getan oder gesagt habt und ihr antwortet: „Jetzt hast du mich aber erwischt. Ich bin gerade total ungeistlich!“

Oder ihr spürt einfach, dass Gott euch unendlich liebt und sagt deswegen: „Es ist einfach nur toll!“

Oder ihr macht euch zur Zeit gerade viele Gedanken über Gott, könnt seine Gegenwart aber nicht so richtig fühlen und gebt deswegen folgende Antwort: „Ach, weißt du, eigentlich hab ich gar keine Ahnung!“

Wenn es euch so geht wie mir, dann fragt ihr euch jedenfalls ab und zu, ob ihr euren Glauben auch richtig lebt.

Liebe Gemeinde,
„Dein Wort ist unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Wege“ (Ps 119,105)
Mit diesem Wort aus Psalm 119 habe ich sie eingangs begrüßt und es wurde auch nach der Schriftlesung gesagt.
Wir sprechen damit nach, was ein Mensch voller Vertrauen über die Bedeutung von Gottes Wort für ihn persönlich sagen kann.
Der ganze Ps 119 drückt in verschiedenen Varianten, die Freude eines Menschen über Gottes Wort aus und redet von der Sehnsucht danach auf Gottes Rat zu hören.
So kann nur ein Mensch reden und beten, der selbst erfahren hat, das Gottes Wort eine solche Strahlkraft hat.

Können Sie das auch so für sich sagen?
Haben Sie das schon mal erlebt, dass Worte aus der Bibel für Sie eine Strahlkraft bekommen haben?
Ich will Ihnen dazu eine kleine Geschichte erzählen.
Es ist die Geschichte einer Prinzessin!

Ich muss euch etwas gestehen.
Und zwar, dass ich eigentlich jedes Mal, wenn ich zum Predigen hier nach vorne komme, Zweifel daran habe, ob das, was ich sage
und so wie ich es sagen will, wirklich gut und hörenswert ist.

Ich frage mich, ob ihr meiner Predigt gut zuhören und vielleicht sogar noch etwas für euch und eure Beziehung zu Gott mitnehmen könnt.
Und ich bin mir nicht immer so sicher, ob das, was ich sage, auch das ist, was Gott gefällt und was er euch durch mich sagen will.

Vielleicht klingen meine Worte ja recht nett, aber der Inhalt ist nicht so ganz richtig.
Oder aber der Inhalt ist total richtig, doch während ich predige, fangen die Leute in der ersten Reihe so laut an zu schnarchen, dass die in der fünften Reihe nicht mehr in Ruhe Harry Potter lesen können.

Meistens schaffe ich es, diesen Zweifeln im Gottesdienst keine Beachtung zu schenken.
Sonst hätte ich wahrscheinlich auch gar keine Chance.
Aber es gibt Situationen, da brechen sie durch, da kann ich nur schwer etwas gegen machen.
Manchmal passiert das sogar, während ich hier stehe und rede.

Wer von Euch ist eigentlich ein geduldiger Mensch?
Also, ich jedenfalls bin manchmal sehr ungeduldig…
Ich habe zum Beispiel die „Fähigkeit“ zu erahnen, was mir jemand sagen möchte.
Und wenn er das manchmal sehr - sehr langsam tut, dann neige ich dazu, die Sätze meines Gegenübers für ihn zu beenden.
Kennst Du solche Menschen, die so etwas tun?
Gar keine nette Eigenschaft – und manchmal merke ich das auch und habe mich dann im Griff.

Ja, ich bin ungeduldig. Früher bekam ich immer ganz schlechte Laune, wenn ich mich in der falschen Supermarktschlange an der Kasse angestellt hatte.

Mittlerweile bin ich da etwas gelassener – außerdem kann ich jetzt aus der Küche im Beerentalweg sehen, ob der Penny gerade voll oder leer ist J
Ich erzähle das nur beispielhaft von mir, weil ich denke, dass Ungeduld im Alltag ziemlich verbreitet ist.

(Joh. 14, 19 - Predigt zur Jahreslosung 2008)



Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! Amen.

Liebe Gemeinde,
es ist verrückt! Da gibt es einen Mann, der ist unglaublich erfolgreich, jeder will ihn hören, sehen, anfassen vielleicht,
er ist berühmt obwohl er ein ganz unscheinbares Leben führt.
Er ist berühmt, nicht weil er eine großartige Erfindung gemacht hat, oder weil er besonders schön wäre, er ist kein Leinwandheld,
kein Fernsehkoch, kein schneidiger Intellektueller, kein Schlagersänger.

Er ist auch nicht Jesus – könnte man ja leicht denken in der Kirche...

Er ist Mönch und heißt Bruder Martin. Es ist Martin Luther.
Er ist berühmt, weil er etwas hinausposaunt, was die Welt zu seiner Zeit (- und doch auch bis heute immer wieder) nötig hat:
Gott liebt dich, ist dir gnädig, egal wer du bist, wie du bist, was du getan hast. Gott ist da für dich!

Das tut er mit so einer Durchsetzungskraft, mit himmlischer Vollmacht, dass er damit die Kirche seiner Zeit revolutioniert, in Deutschland, in Europa, es schlägt sogar Wellen in die ganze Welt hinein.

Es ist verrückt. Genau derselbe erfolgreiche Mann hat ein lebenslanges Leiden.
Das, was er da über Gott sagt, ist ihm selbst zu groß und wunderbar.
Er kann das gar nicht fassen. Er ist längst nicht immer ein Glaubensheld. Er kennt Momente in seinem Leben, da verzehrt er sich fast vor Glaubenszweifeln, hat unbeschreibliche Ängste und Nöte, leidet unsäglich unter dem Hass, der ihm von manchen Leuten entgegenschlägt, auch leidet er unter vielen Enttäuschungen, die er trotz allem hinnehmen muss.

Nun ist Weihnachten schon wieder vorbei: der Tag der Geburt Jesu – Gott wurde Mensch, ein Kind.

W = Kirchen sind voll




15.15 > war so voll, dass wir den 14 davor machen
16.30 > viele Stehplätze
18 > alles voll, T. Mielke sortierte die Spätkommer; wir haben Leute gebeten, zusammen zu rücken
23 ?


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde!




„Du bist mir ein Buch mit sieben Siegeln!“ so hat schon mancher Mann über seine Frau gedacht, oder? – und sicher auch umgekehrt.
Oder: Die Mathematik ist mir ein Buch mit sieben Siegeln – das hört man aus dem Mund von vielen Konfirmanden und Jugendlichen.
Auch die Bibel ist für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln und erst recht die Offenbarung des Johannes, das letzte Buch der Bibel. Es ist angefüllt mit seltsamen Bildern, die sich erst nach und nach dem Betrachter erschließen.


Liebe Gemeinde,

Wie kann Gott das zulassen?

So fragen wir nicht, wenn wir gerade im Lotto gewonnen haben. Da fragen wir nicht „Warum gerade ich?“.
Wie kann Gott das zulassen?
So fragen wir auch nicht, wenn ein Kreuzfahrtschiff mit einem Eisberg kollidiert und die gesamte Besatzung gerettet wird.
Wir machen Gott nicht verantwortlich, wenn wir frisch verliebt sind, gerade glückliche Eltern wurden, eine schöne neue Wohnung beziehen oder beruflich eine Beförderung ansteht.

Wo ist der „liebe Gott“ eigentlich, das ist vielmehr unsere Frage, wenn die Dinge schief laufen und uns keine Erklärung mehr einfällt.

Liebe Gemeinde,

manchmal, wenn ich alleine im Wohnzimmer sitze, und mir plötzlich etwas einfällt, was ich mit meiner Frau besprechen oder was ich ihr erzählen will, dann fange ich an, sie zu rufen.
Zuerst noch einigermaßen gesittet, wenn sie dann aber nicht reagiert, schon etwas lauter.

Wenn´s sein muss dann noch lauter. Und wenn sie dann von irgendwoher antwortet, dann brülle ich: „Komm doch mal ins Wohnzimmer!“. Ich kann also ganz schön hartnäckig sein, wenn ich mit ihr reden, aber trotzdem meinen gemütlichen Platz nicht verlassen will.

Manchmal, wenn mir plötzlich etwas einfällt, was ich mit Gott besprechen oder ihm erzählen will, dann sage ich nur in Gedanken:
„Herr, es wäre toll, wenn das jetzt passieren würde. Danke!“ und das war´s. Oft ist es dann aus meinen Gedanken und aus meinen Gebeten verschwunden. Und ich wundere mich vielleicht, warum Gott zwar hört, aber das, worum ich ihn bitte, nicht erhört.
Da fehlt mir dann die Hartnäckigkeit, die ich bei unwichtigen Dingen des Lebens durchaus an den Tag legen kann.

Ich finde „beten“ ein schwieriges und immer wieder herausforderndes Thema.
Ich weiß, dass wir beten sollen, merke, dass ich es oft nicht kann, denke aber, dass ich immer beten muss.

Kennen sie das auch?