Apostel Harburg

Zweifeln und doch nicht verzweifeln

Ich muss euch etwas gestehen.
Und zwar, dass ich eigentlich jedes Mal, wenn ich zum Predigen hier nach vorne komme, Zweifel daran habe, ob das, was ich sage
und so wie ich es sagen will, wirklich gut und hörenswert ist.

Ich frage mich, ob ihr meiner Predigt gut zuhören und vielleicht sogar noch etwas für euch und eure Beziehung zu Gott mitnehmen könnt.
Und ich bin mir nicht immer so sicher, ob das, was ich sage, auch das ist, was Gott gefällt und was er euch durch mich sagen will.

Vielleicht klingen meine Worte ja recht nett, aber der Inhalt ist nicht so ganz richtig.
Oder aber der Inhalt ist total richtig, doch während ich predige, fangen die Leute in der ersten Reihe so laut an zu schnarchen, dass die in der fünften Reihe nicht mehr in Ruhe Harry Potter lesen können.

Meistens schaffe ich es, diesen Zweifeln im Gottesdienst keine Beachtung zu schenken.
Sonst hätte ich wahrscheinlich auch gar keine Chance.
Aber es gibt Situationen, da brechen sie durch, da kann ich nur schwer etwas gegen machen.
Manchmal passiert das sogar, während ich hier stehe und rede.

Dann predige ich und in meinem Kopf passiert etwas ganz anderes.
Da mache ich mir dann Gedanken über das, was ich gerade sage.
Über Dinge, die ich schon intensiv durchdacht hab.
Und die ich auch wirklich glaube, von denen ich überzeugt bin.
Das ist für mich bei einer Predigt mit das wichtigste, dass ich das, was ich erzähle, auch wirklich selbst glaube und lebe, zumindest es versuche zu leben.

Aber trotzdem kommt es in Predigten bei mir zu folgenden „inneren“ Dialogen:

Der Predigttext handelt vielleicht vom Hohelied der Liebe im Korintherbrief.
Und ich sag dann:
„Genau so ist Gottes Liebe zu uns Menschen!“
Und während ich das sage, ertönt eine Stimme in meinem Kopf:
„Von der ich im Moment nicht viel spüre!“

Ich sage: „Gott liebt alle Menschen gleich!“
Und denke: „Ne abgedroschenere Phrase hätte ich auch nicht benutzen können!“

Ich sage: „Gott hat mich in meinem Leben so berührt, dass ich von dieser Liebe immer erzählen möchte!“
Und denke: „Oh nein, ich merke grad, wie sich schon wieder ein Schweißtropfen von meiner Achselhöhle auf den Weg zur Hüfte macht!“

Zugegebener Maßen ein konstruierter Extremfall, der aber nicht ganz realitätsfremd ist.
Es gibt Zeiten, in denen ich wirklich viel zweifle.
An mir selbst, an meinen Fähigkeiten, an Gott und an meiner Beziehung zu ihm.
Und ich bin Gott wirklich unendlich dankbar dafür, dass ich noch nicht verzweifelt bin.

Wenn ich mich in so einer Zweifelphase befinde, dann kann ich das, was in der Bibel im Brief von Jakobus steht, sehr gut nachvollziehen.
Da heißt es: Jakobus 1,6-8

„Betet aber in großer Zuversicht, und zweifelt nicht;
denn wer zweifelt, gleicht den Wellen im Meer,
die vom Sturm hin- und hergetrieben werden.
Ein solcher Mensch kann nicht erwarten,
dass Gott ihm etwas gibt.
In allem, was er tut,
ist er unbeständig und hin- und hergerissen.“

Wenn ich voller Zweifel bin, dann kriege ich nichts so richtig auf die Reihe.
Denn oft weitet sich der Zweifel aus, so dass ich mir keiner Sache mehr richtig sicher bin.
Das kann dann so enden, dass ich überhaupt nichts mehr entscheiden mag, weil ich ja an jeder Entscheidung zweifle.
Oder dass ich gar nichts mehr sagen mag, denn es könnte ja falsch sein.
Dann halte ich lieber den Mund.

Kennt ihr das Gefühl, hin – und hergerissen zu sein?
Wie eine Meereswelle bei Sturm?
Ständiges Auftauchen von Fragen wie:

Ist das denn wirklich gut?
Kann das denn wirklich sein?
Hab ich denn eigentlich Recht?
Sehe ich das überhaupt richtig?
Und wäre es anders nicht viel besser?
Darf ich das so sagen?
Bin ich überhaupt wichtig genug?
Und bin ich ihm oder ihr auch wirklich wichtig genug?

Zweifel ziehen sich durch jeden Lebensbereich.

Ich kann an der Liebe meiner Partnerin zweifeln, an der Qualität meiner Arbeit, an der Loyalität meiner Freunde;
ich kann an Gott zweifeln, an seiner Existenz oder an dem, was über ihn gesagt wird.
Ich kann seine Wichtigkeit anzweifeln oder auch meine, ich kann meine Träume und Sehnsüchte bezweifeln und an meinem Leben verzweifeln.

Bei Jakobus steht dazu ganz klar und hart klingend:
„Ein solcher Mensch kann nicht erwarten,
dass Gott ihm etwas gibt.
In allem, was er tut, ist er unbeständig
und hin- und hergerissen.“

Das klingt in meinen Ohren ein bisschen so, als würde Gott die Gebete von Zweiflern nicht hören bzw. nicht darauf reagieren.
Er sitzt im Himmel, die Gebete kommen bei ihm an und er kontrolliert, von wem diese Bitte stammt.
Dann folgt sein Urteil, das dann so klingen könnte:
„Ich würde dir diese Bitte gerne erfüllen, aber dafür brauch ich ein klares Bekenntnis von dir. Wenn du bis morgen das Glaubensbekenntnis auswendig kannst und alle Artikel darin voller Freude bejahst, dann können wir noch mal drüber reden!“

Das ist absolut menschlich, aber nicht göttlich.
Wir Menschen machen unser Handeln und Helfen leider meistens davon abhängig, wie der andere zu uns steht, ob er uns mag oder wir ihn, ob wir einen Nutzen aus unserer Hilfe ziehen oder nicht.

Aber, wie ich vorhin schon sagte: Gott liebt alle Menschen gleich!

Ich glaube, dass es bei Jakobus eher um die Konsequenz unserer Einstellung und unseres Verhaltens geht.
Wenn wir ständig an Gott zweifeln, dann können wir gar nicht erwarten, dass Gott uns etwas Gutes tut, weil wir das dann gar nicht wahrnehmen können.

Wenn ich ständig an der Liebe meines Partners zweifle, dann bin ich bei allem, was er mir Gutes tut um mir seine Liebe zu beweisen, trotzdem skeptisch und kann es nicht als Liebesbeweis annehmen.
Denn wenn er so lieb zu mir ist, dann hat er doch bestimmt Schuldgefühle.
Aber das, was er falsch macht und wo er mich verletzt, das gewinnt eine unverhältnismäßige Wichtigkeit.
Denn das bestätigt meinen Zweifel ja.

Und so erlebe ich es auch mit meinem Zweifeln in meinem Glauben.
Wenn ich mich voll in meine Zweifel hineingebe und reinsteiger (und das kann ich wirklich gut!), dann hinterfrage ich die Dinge und Situationen, in denen ich Gott ganz deutlich gespürt und erlebt habe.
Dann überlege ich, ob ich nicht eigentlich an Gott glaube, weil ich es will, weil ich ewig leben möchte, weil ich von jemandem durch und durch geliebt sein will und das Gefühl haben möchte, dass immer jemand bei mir ist!
Könnte das die eigentliche Motivation für meinen Glauben sein?

Im Gegenzug dazu mache ich Gott für alles Leid, das mir dann so durch den Kopf geht, verantwortlich.
Wenn es einen liebenden Gott wirklich gibt, warum passiert dann trotzdem dies und das.
Und ich bin davon überzeugt, dass ich in so einer Phase nichts von Gott erwarten kann.
Wenn ich mich mit meinen Zweifeln beschäftige und darüber nachdenke und mich zurückziehe und alleine bleibe und an das denke,
was nicht sein kann, dann entferne ich mich zwangsläufig von Gott und entscheide mich irgendwann gegen ihn.
Das ist die Gefahr beim Zweifeln.
Das passiert, wenn man mit seinen Zweifeln alleine bleibt und sie nicht in eine Beziehung bringt.

Ich stelle jetzt mal die Behauptung auf, dass alle hier Anwesenden grundsätzlich an die Existenz Gottes glauben.
Und genauso behaupte ich, dass jeder hier seine ganz persönlichen Zweifel besitzt.
Irgendein Thema, das er oder sie nicht begreift und immer weiter und bohrender nach einer Erklärung fragt.
Bei mir ist es das Thema Tod und ewiges Leben, das mich manchmal nachts wach liegen lässt.
Deswegen spricht mich der Film, den wir vorhin gesehen haben, total an und ich kenne diese kritischen Fragen!

Und ich bin zutiefst davon überzeugt, dass unsere Zweifel total in Ordnung sind.
Ich glaube, dass Gott nicht ansatzweise etwas dagegen hat, dass wir zweifeln.

Und ich bin auch der Meinung, dass nicht jeder alles glauben muss, was über Gott gesagt wird, um eine Beziehung zu ihm zu haben.

Aber: jeder, der erfüllt glauben will, muss eine Beziehung zu Gott haben.
Das ist die Basis für den Glauben.
Ich darf über alle Inhalte nachdenken, aber das Vertrauen ist die Grundlage.
Und dieses Vertrauen wird unter anderem durch die und in der Gemeinschaft gestärkt.

Manchmal brauchen wir es, dass andere uns die Liebe Gottes zusprechen, wenn wir sie selber nicht spüren können.
Und dieses Erzählen und Zusprechen von Gottes Liebe soll uns dann wieder zu dem Schritt führen, dass wir mit Gott reden.
Dass wir in die Beziehung zu ihm treten oder in ihr bleiben.

Vielleicht kennt ihr das auch, wenn Liebespaare sich finden.
Man lernt sich kennen und fragt dann erst mal die eigenen Freunde oder die Bekannten des anderen: „Meinst du, die mag mich?“ oder „Was hat er denn so über mich gesagt?“
Und wenn man dann erfährt, dass die Aussage durchaus positiv ist, dann geht man den nächsten Schritt.
Spricht den Betreffenden an.
Und es entsteht eine Beziehung, die wachsen kann.

Und wenn dann die Beziehung fest ist und die Basis der Beziehung das Vertrauen zu dem anderen ist, dann kann man auch über Dinge diskutieren, die einen am anderen stören, ohne dass gleich der Haussegen schief hängt oder dass die Beziehung und die Liebe
grundsätzlich angezweifelt wird.
Und es wird immer Dinge geben, die man am anderen niemals verstehen wird.
(Ich verzichte hier jetzt mal ganz bewusst auf ein Beispiel aus unserer Ehe!)

Aber genauso wird es auch immer Dinge geben, die ich an Gott nicht verstehe, weil ich es nicht kann und weil ich es nicht will.
Und es wird auch immer Dinge geben, die Gott an mir nicht mag.
Das ändert aber nach wie vor nichts an seiner bedingungslosen Liebe zu mir.

Und ich bin davon überzeugt, dass es auch nichts daran ändert, dass ich in Ewigkeit mit Gott leben werde und nach meinem Tod in dieser Welt endlich ganz nah bei ihm bin.
Obwohl das mein persönlicher Zweifel ist.
Obwohl ich mir darüber am meisten Gedanken mache.
Das ändert nichts an meiner Gewissheit, dass Gott mich unendlich und bis in die Unendlichkeit liebt.

Und trotzdem werde ich diese Liebe nicht beweisen können.
Und wir werden Gott niemals beweisen können.
Und zwar, weil es dabei um Dinge geht, die größer sind als wir.

Und was größer ist als der Mensch,
Und was größer ist als der Mensch, kann er eben nicht beweisen.
Alles, was größer ist als ich selbst, kann ich nicht beweisen, kann ich nicht festhalten, kann ich nicht wissen.

Wenn wir also über Dinge nachdenken wie "Liebe", "Gott", "Ewigkeit", "Freiheit", "Wahrheit" usw., dann kommen wir in einen Bereich, in dem man zwar nicht sein Hirn ausschalten muss, aber wo dann irgendwann die Vernunft sagt: "Hier trete ich zurück und mache etwas Größerem Platz. Ich kenne meine Grenzen.
Ich habe gute Gründe, es anzunehmen.
Aber letztlich wissen tue ich es nicht.
Ich habe eine Gewissheit, die nicht beweisbar ist, sondern sich nur im Leben zeigen kann.“

Einige von euch kennen bestimmt die Geschichte mit dem Seiltänzer.
Der balanciert auf einem Seil über einer Tiefen Schlucht hin und her.
Unten steht eine begeistert Menschenmenge.
Dann schiebt er eine Schubkarre auf dem Seil zur anderen Seite.
Die Menge tobt vor Begeisterung und er fragt: „Glaubt ihr, dass ich die Schubkarre auch wieder heile zurückschieben kann?“
Und alle rufen total überzeugt: „Ja klar, natürlich!“
Daraufhin fragt der Mann: „O.k., wer von euch setzt sich dann hinein?“
Als Antwort bekommt er ein plötzliches Verstummen der fröhlichen Leute.

Wenn es ernst wird, fangen wir oft an, an Dingen zu zweifeln, die vorher für uns ganz sicher sind.
Ob das in der Beziehung, in der Arbeit oder in unserem Glauben ist.
Wenn wir sicheren Boden unter den Füßen haben, dann können wir allem zujubeln, was über unseren Köpfen passiert.

Aber wenn uns der Boden weggezogen wird oder wir ihn sogar freiwillig verlassen sollen, dann ist das schon eine andere Nummer.
Und genau da zeigt sich die Gewissheit, die wir im Glauben haben.

Die Geschichte geht nämlich noch weiter.
Denn in die peinliche Stille der Menschenmasse hinein ruft ein kleines Mädchen: „Ich traue mich!“
Und sie klettert zu dem Mann hoch, setzt sich in die Schubkarre und der Mann schiebt sie über den Abgrund auf die andere Seite.
Als das Mädchen wieder untern bei den Leuten ist, wird sie gefragt: „Du bist ja mutig! Wieso hast du dich das getraut?“
Daraufhin kommt ihre einfache Antwort: „Das ist doch mein Vater!“

Ich glaube, dass Jesus nicht umsonst gesagt hat, dass man sich Gottes Reich schenken lassen muss wie ein Kind.
Und nicht umsonst nennen wir Gott Vater, weil wir ihm vertrauen dürfen, so wie Kinder ihren Eltern vertrauen.

Und wenn wir diese Basis haben, dann kann uns unser Zweifel auch weiterbringen.

Jakobus schreibt davon in seinem Brief direkt vor der Stelle, die wir eben gehört haben.
Jakobus 1,2-5
„Liebe Brüder! Ihr braucht nicht zu verzweifeln,
wenn euer Glaube immer wieder
hart auf die Probe gestellt wird.
Im Gegenteil: Freut euch darüber!
Denn durch solche Bewährungsproben
wird euer Glaube fest und unerschütterlich.
Bis zuletzt sollt ihr so unerschütterlich festbleiben,
damit ihr in jeder Beziehung
zur vollen geistlichen Reife gelangt
und niemand euch etwas vorwerfen kann
oder etwas an euch zu bemängeln hat.

Falls jemand von euch nicht weiß,
was der Wille Gottes in einer bestimmten Sache ist,
soll er um Weisheit bitten.
Ihr wisst doch, wie reich Gott jeden beschenkt
und wie gern er allen hilft.
Also wird er auch euer Gebet erhören.“

Bleibt in der Beziehung zu Gott und sprecht mit ihm, wann immer ihr in eine zweifelhafte Situation kommt. Das ist der Wunsch von Jakobus.
Und das ist auch meine Erfahrung im Umgang mit meinen Zweifeln.

Ich kann und muss sie im Gebet vor Gott bringen, damit sie nicht mein Leben und meine Glaubensgewissheit negativ belasten.
Und dann kann ich damit vernünftig umgehen.

Es gibt Punkte, die ich früher stark angezweifelt habe und mit denen ich echte Probleme hatte, die ich heute akzeptieren und annehmen kann.
Und genauso gibt es Dinge, an denen ich heute noch genauso zweifle wie vor 10 Jahren, wo der Zweifel mich aber überhaupt nicht belastet und meinen Glauben nicht in Frage stellt.
Auch weil ich weiß, dass Gott mich versteht.

Es gibt wirklich viele Beispiele in der Bibel von Menschen, die zweifeln.
Auch im Neuen Testament von Menschen, die mit Jesus Kontakt hatten.
Zum Beispiel Johannes der Täufer, der von Gottes Reich und dem versprochenen Retter erzählte und Jesus als diesen auch erkannt hat.
Als er dann im Gefängnis saß, weil dem König sein Reden nicht gefiel, schickte er Boten zu Jesus, die ihn fragen sollten, ob er denn wirklich der Retter sei!

Oder Petrus, der viele Wunder von Jesus miterlebt hatte, zweifelte daran, ob Jesus auf dem Wasser laufen konnte.
Sogar als er selbst auf dem Wasser ging, konnte er nicht vertrauen und ging unter.

Und der wahrscheinlich bekannteste Zweifler ist Thomas, ein Jünger Jesu, der nicht glauben konnte, dass Jesus auferstanden war. Erst, als Jesus ihm seine Hände hinhielt, damit er die Wunden fühlen konnte, verschwand sein Zweifel.

All diese Menschen hatten direkten Kontakt mit dem Sohn Gottes.
Und trotzdem zweifelten sie.

Das macht mir echt Mut und schenkt mir Gelassenheit im Umgang mit meinen Zweifeln.
Ich muss kein schlechtes Gewissen haben.
Und ich gehöre nach wie vor zu Gott.

Und bei allen Geschichten, von denen ich gerade erzählt habe, ist die Reaktion Jesu das wichtigste und das unglaublichste.

Jesus sagt niemals: Stell dich nicht so an! Reiß dich zusammen!
Das hätte ich nie von dir gedacht! Wie kannst du nur?!

Jesus begegnet den Zweiflern im Gegenteil besonders liebevoll.
Er nimmt sich für sie Zeit!
Er fragt schon kritisch nach, z.B. bei Petrus: „Warum hast du gezweifelt?
Aber er macht ihm daraus keinen Vorwurf, sondern regt zum Nachdenken an.

Warum zweifle ich?
Gibt es Dinge, die mein Vertrauen in Gott erschüttern?
Worum geht es dabei genau?
Hat es nur etwas mit Gott zu tun oder geht es auch um Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe?
Um Verletzungen, die mir zugefügt wurden?
Wer nie einen liebevollen Vater kennen gelernt und erlebt hat, kann schlecht „Vater“ zu Gott sagen und damit etwas Positives verbinden.

Und noch etwas wird deutlich an den Zweiflergeschichten: Die Zweifel werden in der Begegnung mit Jesus aus dem Weg geräumt.
Durch die Erfahrungen mit dem lebendigen Gott wird das Vertrauen größer als das Zweifeln.
Und das gilt heute immer noch.

Ich glaube, dass wir mit unserem Zweifel nur in der Begegnung mit Gott richtig umgehen können.
Und deshalb ist es wichtig für uns, zu überlegen, wie Gott uns begegnen kann.
z.B. im Glaubenskurs, im Hauskreis oder Genesis, im Gottesdienst, in Zeiten der Stille, im Lesen der Bibel, im Gebet oder durch vorgelebten Glauben.

Ich möchte euch nicht dazu auffordern, dumm zu glauben, sondern mit Gott Glaubenserfahrungen zu machen!
Zweifel wird durch Begegnung überwunden und nicht durch fromme Sprüche oder moralische Sätze!

Im Vertrauen auf Gott können wir ihm alles sagen.
Das beste Beispiel dafür sind die so genannten Klagepsalme.
Darin geht es manchmal auch ganz schön rund und die Autoren bringen ihre tiefsten Ängste und Zweifel ziemlich direkt und unfromm vor Gott.
Das Tolle an ihnen ist aber, dass sie alle mit einem Lob an Gott enden.
Denn sie wussten: ich kann Gott alles sagen, er nimmt mich ernst und liebt mich trotzdem und ist mir nah.
Ich wünsche uns, dass wir auch immer so mit unseren Zweifeln umgehen können, wie es der Beter von Psalm 13 tat:

„Herr, wie lange wirst du mich noch vergessen,
wie lange hältst du dich vor mir verborgen?
Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen,
wie lange soll der Kummer Tag für Tag an mir nagen? Wie lange noch wird mein Feind über mir stehen?
Herr, mein Gott, wende dich mir wieder zu
und antworte mir! Lass mich wieder froh werden
und Mut gewinnen, sonst holt mich noch der Tod.
Mein Feind würde triumphieren und sagen:
«Den habe ich zur Strecke gebracht!»
Meine Unterdrücker würden jubeln über meinen Tod.

Ich aber vertraue auf deine Liebe und juble darüber, dass du mich retten wirst.
Mit meinem Lied will ich dich loben,
denn du hast mir Gutes getan.“

Amen