Apostel Harburg

Und sie beteten ihn an - Lobpreis

In einer Kirche gab es einen Leadsänger, der eher mittelmäßig begabt war.
Er sang zwar aus vollem Hals und ganzem Herzen, traf dabei aber keinen Ton.
Irgendwann beschloss die Gemeinde, einen anderen Sänger zu suchen.
Und gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Gottesdienst fanden sie den perfekten Mann.
Er sah nicht nur umwerfend aus, er sang wie ein Gott.
Der Sonntag kam und der Lobpreis wurde zum vollen Erfolg.

Der neue Sänger trug die Lieder hinreißend schön vor und die Gemeinde applaudierte.
Nach dem Amen standen die Kirchenbesucher Schlange, um dem Sänger zu gratulieren.
Und als die letzten Gäste nach Hause gingen, löschte der Pastor in der leeren Kirche zufrieden die Kerzen.
Er pfiff ein kleines Liedchen vor sich hin und dachte an diesen tollen Gottesdienst.

Plötzlich tauchte aus dem Nichts ein Mann auf.
Er sagte: "Erschrick nicht. Ich bin vom Himmel geschickt."
Der Pfarrer lächelte und er war ganz stolz.
Er freute sich, dass Gott persönlich jemanden schickte, um ihn für diesen tollen Gottesdienst zu loben.
Aber der fremde Mann fragte:
"Warum habt ihr heute während des Gottesdienstes nicht gesungen?" - "Nicht gesungen?"

Der Pfarrer war entsetzt.
"Schöner denn je haben wir heute gesungen, habt ihr das nicht gehört?"
Der Engel sagte: "Nichts haben wir gehört.
Wir saßen den ganzen Tag da und haben gewartet. War euer Sänger heute krank?
Die letzten Sonntage hatte er Gott so hingebungsvoll angebetet, dass er sogar für uns Engel ein Vorbild war.
Aber heute haben wir im Himmel nichts gehört."

Als ich die Geschichte gelesen hab, musste ich sofort an unsere Band denken… ;0)
Nein, natürlich nicht. Ich finde „In the presence“ ist ein großartiges Beispiel dafür, dass Qualität und Authentizität absolut zusammen passen.
Und ich käm niemals auf die Idee, selbst Sänger einer Lobpreisband zu werden!

Die Geschichte macht aber wunderbar deutlich, worum es beim Lobpreis in erster Linie geht.

Und das ist mein erster Punkt heute:
Lobpreis ist etwas, das von Herzen kommt.
Es ist nichts, was man einstudieren kann.
Die Qualität der Musik kann man steigern, aber dadurch wird es nicht automatisch besserer Lobpreis.
Denn die Herzenshaltung ist das Wichtigste.
Lobpreis (oder auf Englisch „Worship“) ist auch keine Musikrichtung.
Eine Verkaufsfirma machte mal mit einer „Worship-Kollektion“ Werbung.
„Musik, die die Herzen bewegt“!
Dabei geht es beim Lobpreis in erster Linie um den Inhalt, der die Herzen bewegt.

Deswegen ist es egal, mit welchen Instrumenten der Gesang begleitet wird: alles kann Lobpreis sein.
Da gibt es auch keine biblischen Vorgaben.
In der Bibel wird von vielen unterschiedlichen Instrumenten berichtet, die benutzt wurden um Lieder für Gott zu begleiten.
Zum Beispiel Flöten, Lauten, Zimbeln (beckenähnlich), Rasseln, Tamburine, Glocken, Hörner und Posaunen.

Es gibt keine Vorgaben. Auch heute nicht.
Ob Orgel, Gitarre, Schlagzeug, Trompete, Klavier oder Triangel.
Wenn durch die Lieder Gott gelobt wird, wenn Gott dadurch angebetet wird, dann ist es Lobpreis!

Und um es noch zu präzisieren:
Beim Lobpreis gibt es Musik und Gesang, aber ob es Lobpreis ist oder nicht, das bestimmt jeder selbst.
Du bestimmst, ob du Lobpreis machst oder nicht.
Du bestimmst, ob du einfach nur mitsingst, oder ob du anbetest.
Lobpreis kommt von Herzen!

Da wir im AGD moderne Lobpreislieder mit Bandbegleitung singen, geht es in meiner Predigt in erster Linie um diese Lieder.
Die Grundsätze sind aber auch auf alle anderen musikalischen Formen der Anbetung übertragbar.

Wir haben eben einige Ansichten zum Lobpreis gehört.
Und wenn wir noch weiter rumfragen würden, bekämen wir bestimmt noch ganz andere Aussagen. Z.B.
„Ich finde die Lieder einfach super."
„Das gemeinsame Singen bringt unheimlich Spaß!“
„Da kann ich mich ganz fallen lassen und für Gott öffnen.“
„Im Lobpreis fühle ich mich Gott sehr nahe!“
„Das tut mir gut.“
„Beim Lobpreis fällt mir das Beten total leicht!“

Die Erfahrung, die wir im Anbetungsteil machen können ist, dass Singen gut tut. Und das ist Fakt!
Unser Körper wird mit Sauerstoff vollgepumpt!
Unsere Atmung wird automatisch gleichmäßig und langsam und entspannt dadurch den Körper. Singen ist also eine Form von Wellness.

Und das auch für die Psyche:
durch Gesang werden Gefühle ausgedrückt, wie wir es sonst oft nicht können.
Es gibt Lieder, die etwas ausdrücken, was mit Worten schwer zu sagen wäre.

Gefühle zu erklären ist schwierig, ein Lied lässt sie uns oft direkt erleben!
Nicht umsonst gibt es so viele Liebeslieder!
Außerdem wirkt natürlich auch das Gemeinschaftsgefühl absolut positiv auf unsere Seele.

Aber Lobpreis ist viel mehr, als einfach nur zu singen, weil es uns gut tut.

Und das ist ein zweiter Punkt:
Beim Lobpreis geht es um Gott.
Im Gottesdienst zu singen bedeutet, für Gott zu singen.
Wir bejahen damit die Gegenwart Gottes.
Ich sage ja zu seiner unendlichen Liebe.
Ich bekomme ein Gespür für die Gnade, die Gott mir schenkt, und nehme sie an.
Lobpreis ist also eine Reaktion auf Gottes Liebe und keine Aktion, um sich einfach nur irgendwie besser zu fühlen.

Gottes Größe zu besingen bedeutet, sich auf ihn einzulassen und zu konzentrieren.
Wer davon singt, was Gott Gutes tut, kann dankbar und froh werden.
Und er kann im Lobpreis Gott wirklich begegnen, denn hier kann er durchaus spürbar werden.

Lobpreis kann für uns ein Zugang zu Gott sein, eine Art und Weise, mit deren Hilfe wir unseren Glauben erfahren können.

Dabei finde ich es wichtig, sich auch bewusst zu machen, dass er nicht für alle Menschen gleich intensiv und erfüllend ist.
Es gibt Menschen, die im Lobpreis total aufgehen. Wenn Lieder gesungen werden, dann sind sie enttäuscht, wenn schon nach 40 Minuten Schluss ist.
Und wenn sie sich in ein Lied so richtig hineingegeben haben, dann könnten sie es immer weiter singen.
Und immer wieder. Und wieder. Und wieder.
Und nochmal.

Und es gibt Menschen, die durchaus eine Lobpreiszeit genießen können, die aber trotzdem nach 10 Minuten auf die Uhr gucken und denken: „So, verzeih mir Gott, aber nun könnte bald mal das letzte Lied kommen!“

Die Intensität, in der ich eine Anbetungszeit erlebe, hängt also durchaus mit meinem Typ zusammen.
Lobpreis kann für jeden eine wichtige und erfüllte Zeit werden und sein, aber eben nicht für alle in gleicher Stärke.

Und vor allem darf er nicht Mittel zum Zweck werden.
Denn im Mittelpunkt des Lobpreises steht Gott, nicht der Mensch.
Es geht primär nicht darum, dass ich mich gut fühle, sondern dass ich IHM Freude bereite.
Wir kennen Gesang als schöne und kraftvolle Art, jemanden zu loben, ihm eine Ehre zu erweisen (Fußball, Geburtstagslied, Hymnen).
Und wenn wir einem anderen Menschen ein Lob aussprechen, möchten wir ihm etwas Gutes tun und Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken. Dabei geht es nicht um uns, sondern um den anderen. Ich fänd´s ziemlich abgedreht, wenn jemand sagen würde:
"Ich spreche Dir mein Lob aus, weil mir das so ein gutes Gefühl gibt"
oder "Ich lob dich einfach mal, weil ich mich Dir dabei so nahe fühle".

Ich bin davon überzeugt, dass ich im Lobpreis Gott erleben und seine Liebe und Nähe spüren kann, und dass das vielen Menschen unglaublich gut tut.
Aber der Grund dafür, dass wir Gott Lieder singen, ist, dass wir seine Größe erkannt haben und davon überzeugt sind, dass es nichts mächtigeres und besseres gibt als Gott!

Deswegen loben wir ihn.
Deswegen wollen wir ihm unsere Dankbarkeit deutlich machen.
Und das machen wir mit Musik und Gesang!

Dabei ist mir eine dritte Sache über Lobpreis aufgefallen:
Er ist mit unserer Glaubensentwicklung verknüpft.

Man kann ja all unsere Lieder durchaus auch einfach so singen.
Oder vielleicht kann jemand einige sogar überhaupt nicht mitsingen, weil der Text so befremdlich ist.
Viele unserer Konfis finden singen am Anfang der Konferzeit total bescheuert.
Aber am Ende singen sie voller Begeisterung mit.
Weil sie ein bisschen selbst erfahren konnten, was Gottes Liebe für sie bedeutet.

Auch mein eigenes Singverhalten hat sich im Lauf meines Lebens geändert.

Meine erste Erfahrung mit so genannter moderner Lobpreismusik (also mit Liedern, die modern und nicht im Stil von „Ins Wasser fällt ein Stein“ sind) war sehr zwiegespalten.
Mir gefielen die meisten Lieder richtig gut, aber ich war geschockt von einigen Teilnehmern der Gruppe, die nämlich aufstanden und ihre Antennen ausfuhren! So was hatte ich noch nie erlebt!
Die hatten doch nicht mehr alle Latten am Zaun!

Was ich allerdings gemerkt hab war, dass ihnen das Singen wirklich aus dem Herzen kam. Mein Glaube war damals sehr rational und ich deswegen heillos überfordert mit dieser emotionalen Art.
Aber ich war fasziniert.
Die Leute haben mit ihrem Körper ihre Gefühle für Gott ausgedrückt.

Beim Fußball machen das fast alle, aber da lacht keiner darüber (zumindest so lange es im Rahmen bleibt).
Aber in Bezug auf den Glauben finden wir das oft albern.
So wie ich damals.

Meine Beziehung zu Gott war eher auf der Verstandesebene.
Ich wusste viel über ihn, ich betete ab und zu, und ich wusste, wie man als Christ leben muss.

Aber die Momente, in denen ich Gott wirklich gefühlt habe, in denen er mein Herz wirklich tief berührt hatte, die konnte ich an einem Daumen abzählen.

Insofern war ich auch ein bisschen neugierig und neidisch auf die durchgeknallten Typen, weil ich das Gefühl hatte, dass ihr Glauben sie viel mehr erfüllte als meiner mich selbst.

Eine nächste Station auf meinem Lobpreisweg war ein Abend, an dem ich ein Lied einer christlichen Band mitsingen wollte.
Eine Zeile war dann irgendwann „Jesus, I love you“.
Und ich bekam das nicht über die Lippen.

Ich hätte singen können: „Jesus, I know you.“
Aber nicht “I love you”.

Im Nachhinein ist mir dadurch deutlich geworden, was es bedeutet, mit dem Herzen zu beten.
Wenn ich meiner Frau nicht sagen kann, dass ich sie liebe, dann stimmt etwas in unserer Ehe nicht.
Und wenn ich meinem Schöpfer nicht sagen kann, dass ich ihn liebe, dann stimmt auch da etwas nicht.
Dann bin ich noch nicht am Kern des Glaubens angelangt.

Denn das, was Gott sich mehr als alles andere von uns wünscht, ist, dass wir ihn lieben und ihm vertrauen!
Weil es das Beste für uns und unser Leben ist.
Weil er uns unendlich und ewig liebt.

Als ich Gott in einer tiefen Lebenskrise erlebt habe, als ich erfahren hatte, dass er bei mir ist und mich trägt, auch wenn alles um mich herum zusammenbricht, da konnte ich mich mit ganzem Herzen in die Lieder geben.
Da konnte ich mit ganzem Herzen „ja“ zu Gottes Liebe sagen. Und durch die Musik meiner Hoffnung Ausdruck verleihen.

Ich lese euch mal den Text von dem Lied vor, das mir besonders wichtig wurde:

„Ich singe dir ein Liebeslied, dir, mein Retter, dir, mein Jesus.
Du hast so viel für mich getan, mein Erlöser, kostbarer Jesus.
Mein Herz ist froh, denn du nennst mich ganz dein.
Es gibt keinen Ort, wo ich lieber wär',

als in deinem liebendem Arm,
in deinem liebendem Arm.
Halte mich fest, ganz nah bei dir, in deinem Arm.“

Dieses Lied berührt mein Herz und bringt meine innerste Sehnsucht auf unvergleichliche Art und Weise zum Ausdruck.
Dadurch, dass ich erlebt habe, wie Gott mir beisteht und mich aus meinem dunklen Loch gerettet hat, ist er für mich tatsächlich zum Erlöser geworden.
Zum Besten, was mir je passiert ist.
Und ich wünsche mir nichts mehr, als dass ich irgendwann wortwörtlich in seinen liebenden Armen bin.
Ich wünsche mir, dass ich ganz nah bei ihm bin und bleibe.
Und ich bin voller Dankbarkeit für all das Großartige, was er mir in meinem Leben geschenkt hat.
Darum lobe ich ihn mit diesem Lied.

Der Lobpreis und die Anbetung Gottes, die leben von Aussagen, die wir über Gott und sein Handeln machen.

Manche davon beschreiben Erfahrungen und andere zitieren Wesensbeschreibungen Gottes aus der Bibel.
In der Bibel steht, dass Gott gut und zuverlässig, treu und liebevoll ist.
Dort finden wir Wahrheiten über Gott.

Das muss uns aber überhaupt noch nicht berühren.
Ich wusste jahrelang alle Wahrheiten über Gott (und auch einige Unwahrheiten), aber mein Herz und mein Leben hat das nicht grundlegend beeinflusst.

Vielleicht fangen wir dann aber an, den Aussagen der Bibel zu vertrauen, weil jemand anderes begeistert oder verändert ist, oder weil wir etwas mit Gott erlebt haben.
Wir begreifen die Wahrheit über Gottes Wesen, und mit der Zeit können wir zurückblickend sagen:
„Ich habe Gott selbst so erlebt.“

Die Worte der Bibel sind nicht erst nach unserem persönlichen Erleben Wahrheit geworden, aber durch unser Vertrauen hat die Wahrheit in unserem Leben Gestalt angenommen.
Deswegen sind Lobpreislieder auch oft vertonte Bibelstellen oder zumindest eng an Bibelstellen orientiert.
Darum klingen sie manchmal auch so komisch und ungewohnt, weil die Sprache der Bibel an vielen Stellen eine andere ist als unsere heute.

Wenn wir Gott z.B. als König besingen, dann tun wir das nicht, weil die europäischen Königshäuser und ihre Vertreter so mächtig, liebevoll und gut sind.
Prince Charles hat ungefähr gar nichts mit meinem Gottesbild zu tun.

Ich muss mir erst bewusst machen, was hinter dem Begriff König eigentlich steht und was dieser Begriff bedeutete, als die Texte der Bibel entstanden.
Dann kann eventuell die Bildersprache von einigen Liedern verstehen und aus vollem Herzen mitsingen.

Vielleicht beschäftigt ihr euch in der kommenden Woche mal mit einem Lied, bei dem euch der Text fremd erscheint und versucht, Wörter, die ihr nicht nachvollziehen könnt, zu ergründen und dadurch dem Text näherzukommen.
Und dann kann es sein, dass sich eure Meinung zu diesem Lied ändert und ihr es das nächste Mal laut mitsingen könnt.

Das ist nämlich ein vierter Punkt und sogar tatsächlich eine biblische Anweisung:
Lobpreis soll laut sein!

Das stimmt!
In Psalm 33 steht:
„Dankt dem Herrn auf der Zither und spielt für ihn auf der Harfe.
Singt ihm ein neues Lied.
Schlagt in die Saiten so gut und so laut, wie ihr könnt!“

Wir dürfen neue Lieder singen, wir sind sogar aufgefordert, unsere Erfahrungen mit und Gefühle zu Gott in eigenen Worten auszudrücken. Und wir sollen das laut tun!
Lobpreis ist lautes Gebet, Lobpreis ist Gebet, bei dem ich die Worte anderer zu meinen eigenen Worten mache.

Und Lobpreis ist emotionales Gebet, weil Gott einfach viel mehr als nur Worte entgegen gebracht werden.
Und das ist mein fünfter und letzter Punkt:
Ich glaube, dass dieses Gebet, dieses Lob für Gott uns und unsere Sicht auf das Leben verändern kann.

Dabei geht es nicht um irgendeine Art von Weltflucht.
Es geht nicht darum, sich alles schön zu singen, alles Negative auszublenden und zu verneinen! Absolut nicht.
Das ist falscher Lobpreis und wo das passiert, da findet ein krasser Missbrauch statt.

Aber ich kann im Lobpreis meinen Blick auf Gott richten.
Ich kann mich daran erinnern lassen, dass er immer bei mir ist. Immer.
Egal, was gerade los ist. Egal, was gerade passiert.
Er ist da. Er ist bei mir.
Und er hat seine volle Liebe für mich sozusagen auf Lager.
Und mit diesem Bewusstsein kann der Alltag anders laufen und anders aussehen.

Ich kann mitten im Elend stehen und trotzdem mit erfülltem Herzen auf Gott sehen. Denn Lobpreis ist auch immer schon ein Vorgeschmack auf das, was uns im Himmel erwartet.

Nicht die zuckersüßen Engel mit ihren kleinen Harfen, mit denen wir bis in alle Ewigkeit „Hosianna“ säuseln müssen, sondern Freude und Tanz, Musik und Gesang.
Und Gott.
Gott erwartet uns, um uns endlich und wirklich in seinen liebenden Armen zu halten.