Apostel Harburg

Gottes Bundestreue und unsere Treue

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen – Amen.

Liebe Gemeinde !

Die alles entscheidende Stunde war gekommen:
Die Israeliten waren nach 400 Jahren Sklavendasein aus Ägypten geflohen und weitere vierzig Jahre durch die Wüste gezogen.
Nun machten sie sich bereit, ins Land Kanaan einzuziehen, in das gelobte Land, das Gott Jahrhunderte zuvor den Nachkommen Abrahams zum Eigentum bestimmt hatte. Der Segen war zum Greifen nahe.
In dieser Situation erinnert Mose die Israeliten eindrücklich an den Bund, den Gott mit seinem Volk geschlossen hat.
Er erinnert Sie an die großen Taten, die Gott an ihnen getan hat,
aber auch an die Gebote, die das Volk immer wieder gebrochen hat.

Ich lese uns den Predigttext aus dem 5. Buch Mose, Kapitel 7:
Israel, Du bist ein heiliges Volk - ihr gehört ganz dem Herrn, eurem Gott. Unter allen Völkern der Welt hat er euch als sein Volk erwählt.
Das hat er nicht etwa getan, weil ihr zahlreicher wärt als die anderen Völker. Denn ihr seid ja das kleinste von allen Völkern.
Nein, aus Liebe hat er sich euch zugewandt und weil er das Versprechen halten wollte, das er euren Vorfahren gegeben hat.
Darum hat er euch mit großer Macht aus der Sklaverei in Ägypten herausgeführt, er hat euch aus der Gewalt des Pharaos, des Königs von Ägypten, erlöst.
So erkennt doch: Der Herr, euer Gott, ist der wahre und treue Gott! Über Tausende von Generationen steht er zu seinem Bund und erweist allen seine Barmherzigkeit, die ihn lieben und sich an seine Gebote halten.
Die ihn aber hassen, bestraft er mit dem Tod.
Er wartet nicht, sondern gibt ihnen gleich, was sie verdienen.
Darum lebt nach den Weisungen, Ordnungen und Geboten, die ich euch heute gebe!
Wenn ihr sie befolgt, wird der Herr sich an seinen Bund mit euch halten. Ihr werdet weiter seine Barmherzigkeit erfahren, wie er es euren Vorfahren zugesagt hat.

[1. Gott erwählt Israel ]
Das erste, was Mose den Israeliten ins Herz schreiben möchte ist eine wunderbare Zusage:
Gott hat Israel erwählt. Nicht weil es das größte aller Völker wäre, sondern einfach aus Liebe erwählt.
Er hat es aus der Knechtschaft in Ägypten befreit. Das ist das Urdatum in der Geschichte Israels.
Noch heute, nach Jahrtausenden, feiern die Juden Jahr für Jahr am Passafest ihre Befreiung aus Ägypten.

Wir sehen darin: Gott ist ein lebendiger, ein handelnder Gott. Er hat in der Geschichte seines Volkes eingegriffen – und so kann er es auch heute tun – auch in meinem Leben. Er hat Israel erwählt – das kleinste unter allen Völkern – aus Liebe.
Da bleibt kein Platz für menschliches Rühmen.
Die Erwählung Israels ist Erwählung aus reiner Gnade.
Wenn wir Menschen jemanden wählen - zum Ehepartner, oder zum Regierungschef, oder zum Superstar oder next Topmodel - dann wählen wir den, der uns der oder die Beste zu sein scheint, der schön ist oder stark oder überzeugend oder klug oder am besten alles zusammen.
Gott dagegen wählt aus Liebe und gibt dabei nichts auf Äußerlichkeiten oder Stärke.
Gott wählt sich ein Volk, das alles andere als groß und stark aus sich selber ist.

In der Bibel können wir öfter lesen, dass Gott immer wieder das Kleine und Unscheinbare erwählt.
Das gilt z.B. auch bei der Erwählung von Menschen, die er zu einer Aufgabe beruft:
Petrus: Angeber und Versager und Gemeindeleiter
David: Ehebrecher und König
Gott wählt sich einen Mose, der wegen Totschlags aus Ägypten fliehen musste und der einen Sprachfehler hatte. Und mit Gottes Hilfe hat er Großes vollbringen können.
Gott führt ihn als seinen Sprecher vor den Thron des mächtigen Pharaos von Ägypten. Gott schreibt auf krummen Lebenslinie gerade.

Die Botschaft des Mose in unserem Predigttext an sein Volk lautet darum: „Gott ist groß“.
Nicht ihr habt euch selbst aus der Sklaverei befreit, nicht ihr habt euch aus der Wüste gerettet. Gott war es, der euch bewahrt hat.

[2. Gott hat mich erwählt in Jesus Christus]
Das ist zunächst die Botschaft an das Volk Israel und noch nicht automatisch die Zusage an die Christen in Apostel im Jahre 2008.
Wie höre ich als Christ einen AT-Text?
Aber der Bund, den Gott damals mit Israel geschlossen hat,
ist Gott sei Dank erweitert worden – in Jesus Christus.
Ich muss nicht als Israelit geboren sein, um dazugehören zu dürfen.
Ich kann mich taufen lassen, ich kann annehmen, was Jesus als Gottes Sohn für mich am Kreuz getan hat und so ein Bundesgenosse Gottes werden.
Ich kann alles, was zwischen Gott und mir steht, all meine Lasten auf Jesus legen und dazugehören – zu Gottes Freundschaftsbund mit seinen Kindern.
Und nach wie vor gilt auch für uns: Gott achtet nicht auf unsere Größe und Stärke.
Auch das können wir an der Taufe sehen – besonders an der Kindertaufe.
Wir haben ja gerade erst 2 Erwachsene und 7 Kinder beim letzten Tauffest vor 2 Wochen getauft. Da konnten wir es wieder sehen.
Und es tut unserem Glauben gut, wenn wir uns immer wieder an die Zusage unserer Taufe erinnern. Da konnten wir es wieder sehen:
Schon kleine Babys können getauft werden, die nach unseren Maßstäben noch schwach und hilflos sind und sich noch nichts in dieser Welt erworben haben.
Gottes Liebe gilt vielleicht sogar besonders denen, die nichts leisten können.
Jeder, der glaubt und getauft ist, steht im Bund mit Gott - und das macht uns letztlich groß.
Für diesen Bund hat Gott sogar das Leben seines Sohnes geopfert.
Das hören wir immer wieder in den Abendmahlsworten von Jesus – nachher werde ich es uns wieder zusprechen:
„Dies ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden“.
In den liebenden Augen Gottes sind wir also von höchster Bedeutung – und darauf kommt es letztlich an.
In der Taufe schließt Gott mit uns einen neuen Bund.
Deshalb können wir auch als Christen heute eine ganze Menge aus unserem alttestamentlichen Predigttext entnehmen, weil uns die Zusagen für unser Verhältnis zu Gott genauso gelten wie dem Volk Israel!




Da ist zuerst die unbedingte Zusage: Ich bin angenommen und erwählt – weil Gott mich liebt und zu seinem Bund steht.





Die Verse unseres Textes haben geradezu etwas von einem Liebesbrief. Ich glaube so will unser Predigttext verstanden werden.
Lassen Sie das einmal auf sich wirken:
Auch dich hat Gott erwählt! Schon vor deiner Geburt hat er dich in sein Herz geschlossen.
Er hat dir dein Leben gegeben. Und in Jesus hat er auch für Dich einen Liebesbund errichtet.
In Jesus reicht uns Gott die Hand und bietet uns einen Freundschaftsbund an.

In der Taufe wird das den Täuflingen immer wieder zugesprochen: „Fürchte dich nicht. Ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“ (Jes. 43,1)

Die Zusage der Erwählung aus Liebe gilt also Israel und uns heute in gleicher Weise.
Das ist der Zuspruch unseres Predigttextes – wenn man so will das Evangelium – die Gute Nachricht im Alten Testament.

Aber unser Text enthält auch einen Anspruch und eine Herausforderung. Vielleicht ist er Ihnen noch in Erinnerung.

Mose erinnert die Israeliten an die Gebote – und ermahnt das Volk nachdrücklich diese Wegweisungen zum Leben zu halten.
Denn das Volk Israel hat sich nicht immer an die Gebote gehalten – so zieht es sich durch die Menschheitsgeschichte bis heute.
Wir wissen es selber: Auch in unserem Volk werden z.B. die 10 Gebote täglich gebrochen – man braucht nur in die Zeitung oder ins Fernsehen zu schauen – oder aber auch oft genug in das eigene Herz und die eigene Gedankenwelt.
Wir wissen zwar was gut ist, „aber das Fleisch ist schwach“ sagt Paulus im Römerbrief.

Darum brauchen wir Menschen und auch wir als einzelne Personen Erlösung aus dieser Situation.

Für Israel war es damals die Knechtschaft in Ägypten aus der sie erlöst wurden – bei uns mag es eine schwere Zeit sein, eine Notlage oder Krankheit oder eine Trauersituation aus der wir Erlösung brauchen.
Und insgesamt brauchen alle Menschen die Erlösung aus ihrer Verstrickung durch Schuld gegenüber Menschen und Gott.

Was bedeutet es erlöst zu sein?
Wer die befreiende Wirkung der Sündenvergebung einmal erfahren hat, wer einmal gespürt hat, welche Freiheit der Glaube schenkt, der weiß was Erlösung bedeutet.
So hat Gott auch viele von uns in unserem Leben „herausgeführt und erlöst“. Jeder Christ wurde durch die Gnade Gottes zum Glauben befreit. Zu einer heilen Beziehung mit Gott.
Wer Erlösung für sich selbst erfährt, der verspürt einen tiefen Frieden in seinem Herzen.

(3. Gott ist treu)
Und von Gottes Seite her – so verkündet es Mose – ist dieser Bund nicht zu brechen. Seine Botschaft lautet: „Gott ist treu.“
Wir hören in unserem Predigttext: „Gott steht über Tausende von Generationen zu seinem Bund und erweist allen seine Güte, die ihn lieben und sich an seine Gebote halten.“
Gott ist treu – und vom NT her kann ich ergänzen - auch wenn wir untreu sind (vgl. 2. Tim 2,13) – ein Neuanfang ist immer möglich.
Im 1.Joh 1,9 steht: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit“.




Gott ist treu – das ist eine Haupteigenschaft Gottes und für mich persönlich ein Anker meines Glaubens, wo ich festen Halt finde in meinem Leben. Wenn ich Gott auch einmal untreu bin, dann klammere ich mich an seine Zusage der Treue: Besonders wichtig ist mir dabei der Vers aus Römer 8: Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes.
Gott ist treu – so steht es auch auf manchen T-shirts von christlichen Sportlern – vielleicht haben Sie das schon mal gesehen. Wir kommen ja von der Fußball EM her und gehen auf Olympia zu.





Ich finde das immer ganz beeindruckend, wie manche Sportler ihren christlichen Glauben leben:
Sie ehren Gott für Ihre Tore und Erfolge. Sie wissen darum, dass sie letztlich alles – auch alle Erfolge Gott verdanken – sie verdanken ihre gesamte Existenz wie wir auch der Liebe Gottes.

Und auf der anderen Seite sind sie oft sehr selbstbewusst – und laufen nicht mit kleinmütiger Miene durchs Leben, sondern strahlen oft große Freude aus und können ausgelassen tanzen und feiern.

Ich finde das ist eine sehr gesunde Ausgewogenheit, die ich auch bei vielen Christen hier in Apostel antreffe:
Einerseits wissen sie: Ich verdanke alles Gott – mein ganzes Leben, ich weiß mich von Gott geliebt und erwählt
und darum kann ich auf der anderen Seite aufrecht und selbstbewusst durchs Leben gehen. Insofern ist der Glaube nicht nur die Krücke für schwache Menschen – wie es ein Fitnesstrainer neulich sagte…
Ich wünschte, so eine Art des Lebens würde uns Christen auszeichnen.
Der ehemalige Bundespräsident Carl Carstens sagte einmal: „Wer vor Gott kniet, kann vor Menschen gerade stehen.“

Das bringt mich zu meinem letzten Punkt:
Das Knien vor Gott – vor ihm allein – das war für die Israeliten damals eine große Herausforderung. Immer wieder haben sie andere Götter angebetet und sind vom Glauben abgefallen – sie haben den Bund mit Gott von ihrer Seite her aufgekündigt.
Von Gottes Seite her bleibt sein Liebesangebot zwar bestehen,
aber wir können offenbar aus Gottes Bund fallen, wenn wir uns selbst von ihm entfernen.
Nur dann ist der harte Satz unseres Predigttextes zu verstehen.
„Die ihn aber hassen, bestraft Gott mit dem Tod.“ Puh!
Ich versuche mir das so zu erklären:
Gott ist eben auch unser Schöpfer - ein gerechter und heiliger Gott – nicht nur der liebe Vater mit langem Bart, der alles zulässt, dem alles egal ist. Gott ist es nicht egal wie wir leben - er möchte, dass wir uns für ihn – für das Leben entscheiden.

(4.Wer Gott liebt, der hält seine Gebote)
Darum mahnt Mose so eindrücklich, dass wir Gottes Gebote halten und dadurch unsere Liebe zu Gott zum Ausdruck bringen.
Auch Jesus hat gesagt: „Wer mich liebt, der hält meine Gebote.“
Es soll also die Liebe sein, die mich antreibt, wenn ich die Gebote halte.

Ich halte die Gebote, weil ich davon überzeugt bin, dass sie gut sind und dass Gottes Gebote gerecht sind. Das Halten der Gebote folgt demnach aus einer gesunden Beziehung zu Gott.
Ein lebendiger Glaube wird also auch an den Taten erkennbar sein – daran sollten wir uns immer wieder selber messen und messen lassen: Wird mein Glaube eigentlich in der Liebe tätig – durch Worte und Taten?
Denn der Glaube ohne Taten wäre ein toter Glaube.

(5. Schluss)
Ich komme zum Schluss und fasse noch einmal zusammen:
Unser Predigttext spricht uns Gottes unendliche Liebe zu, indem er uns an Gottes Liebesbund und seinen reichen Segen erinnert,
aber er ermahnt und ermutigt uns auch, von unserer Seite her den Bund zu festigen und die Gebote zu halten, die zu diesem Liebesbund dazu gehören und Ausdruck unserer Liebe sein sollen.




Jede und jeder muss also selbst auf die Frage Antwort geben, wie es um den Bund mit Gott bei ihr oder ihm bestellt ist. Jeder von uns weiß ja, welche Gebote eine besondere Herausforderung für uns sind und warum der Segensfluss Gottes vielleicht ins Stocken geraten ist.





Gottes gute Verheißung aber steht auf jeden Fall fest und das will ich uns am Ende zusprechen:
"Der Herr, euer Gott, ist der wahre und treue Gott! Über Tausende von Generationen steht er zu seinem Bund und erweist allen seine Güte, die ihn lieben und sich an seine Gebote halten.“

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, erfreue und bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus - Amen.