Predigt
Die 5 Sprachen der Liebe – ich habe neulich eine Karikatur gesehen, ein Bild, auf dem der Mann seiner entsetzten Frau, die gerade nach Hause kommt, freudestrahlend erklärt:
„Du, ich habe die Wohnung mal so richtig sauber gemacht. Mit dem Hochdruckreiniger. Du wirst sie nicht wieder erkennen!“
Da hat er ihr aber eine Freude gemacht!
Es ist doch toll, wenn man dieselbe „Sprache der Liebe“ spricht, derartig hilfsbereit ist und einander so viel Gutes tut.
Die 5 Sprachen der Liebe!
Manchmal hat man da noch einiges zu lernen.
„Liebe“ ist zweifellos das Hauptthema des Neuen Testamentes. Deshalb ist es auch so oft Thema in unseren Gottesdiensten.
Wobei uns -genauso wie Jesus- der praktische Teil dieses Themas besonders wichtig ist.
Denn dass Gott uns dazu auffordert, liebevoll miteinander umzugehen, wissen wir vermutlich alle – und akzeptieren das auch alle.
Die Frage ist: Wie geht das?
Wie sollen wir denn unsere Feinde lieben, wenn es uns schon in der Gemeinde manchmal recht schwer fällt, einander zu lieben?
Wie sollen wir unseren Nächsten lieben, wenn wir uns selbst nicht wirklich lieben können?
Wie sollen wir Gott lieben, den wir nicht sehen können, wenn wir es doch manchmal noch nicht einmal schaffen, unseren Partner zu lieben, mit dem wir täglich zusammen sind?
Gary Chapman hat dazu ein hilfreiches, sehr praktisches Buch geschrieben mit dem Titel: Die 5 Sprachen der Liebe. (s. Infotisch)
Chapman ist von Beruf Eheberater, und er hat sich gefragt, warum Menschen, die geheiratet haben und einander lieben wollen,
es so oft einfach nicht schaffen.
Seine Erkenntnis ist:
Es gibt so etwas wie unterschiedliche Sprachen der Liebe.
Und das gilt nicht nur in der Partnerschaft, sondern z.B. auch für unseren Umgang miteinander in der Gemeinde.
5 Sprachen der Liebe hat er gefunden, und sie sind so unterschiedlich wie die Sprachen verschiedener Völker.
Wenn ein Chinese mir etwas auf chinesisch erklärt, habe ich echte Verständnisschwierigkeiten.
Selbst ein Franzose kommt bei mir sprachlich nicht sehr weit.
Beim Englischen ist es etwas anders.
Das habe ich mal in der Schule gelernt.
Aber auch mein Englisch hat recht enge Grenzen.
Nun stellen Sie sich vor, dass das in der Liebe ähnlich sein könnte:
Dass Ihr Partner oder ein Freund oder ein Gemeindemitglied Ihnen seine Liebe ausdrückt – und Sie verstehen es nicht.
Sie merken es vielleicht nicht einmal.
Sie fragen sich:
„Liebt er mich denn gar nicht?“
Aber in Wirklichkeit sprechen Sie nur seine Sprache nicht.
In der Partnerschaft ist es so:
Am Anfang ist man verliebt.
Da ist die Sprache der Liebe egal, man ist sowieso in einem Ausnahmezustand.
Das Verliebt Sein übertüncht erst einmal alle Probleme.
Allerdings dauert es im Schnitt nicht länger als zwei Jahre.
Sind die erst man um, dann wird es ernst.
Dann steigt die Liebe in die nächste Stufe auf, und dann müssen wir einander verstehen können.
Das ist in der Partnerschaft so und auch in der Gemeinde.
Wenn jemand nach Apostel kommt, ist er oft erst mal begeistert.
Aber wenn er länger dabei bleibt, dann sieht er auch die Probleme.
Wenn er im Glauben wachsen will, muss er verstehen und braucht Verständnis.
Es gibt verschiedene Sprachen der Liebe, und man muss sie ggf. lernen wie eine Fremdsprache.
Die Sprachen haben aber natürlich Gemeinsamkeiten.
Jeder Mensch, egal welche Sprache der Liebe er spricht, sucht Vertrauen und möchte geliebt werden.
Und: Jeder Mensch hat sozusagen einen Liebestank, der aufgefüllt werden muss.
Das ist wie bei einem Auto:
Ist der Tank leer, dann bleibt es stehen.
Ist unser Liebestank leer, dann können wir nicht mehr lieben.
Wir brauchen daher Liebe, wir wollen geliebt werden.
Und wir können unseren Liebestank gegenseitig auffüllen.
Das können wir in Apostel, aber natürlich besonders auch in der Partnerschaft.
In jeder Sprache der Liebe geht es also auch darum, etwas zu schenken:
Dem anderen etwas zu geben.
Wenn wir einem anderen Liebe schenken wollen, müssen wir seine Sprache der Liebe kennen.
Seine Sprache zu lernen, ist eine bewusste Entscheidung.
Verliebt ist man einfach aus dem Herzen heraus.
Liebe ist dagegen mehr als nur Gefühl.
In der Liebe kommen Gefühl und Verstand zusammen:
Ich will dich lieben.
Ich entscheide mich für dich, und ich will etwas für unsere Liebe tun.
Liebe passiert nicht von selbst.
Sie ist eine bewusste Entscheidung.
Das gilt auch für unseren Glauben:
Wenn ich Gott lieben will, entscheide ich mich für ihn.
Ich tue etwas für diese Liebe – und ich weiß:
Genauso bewusst hat sich Gott für mich entschieden!
Über die erste Sprache der Liebe hat Felix Gehring am vergangenen Sonntag gesprochen.
Die erste Sprache ist Lob und Anerkennung.
Das hat etwas mit Ermutigen zu tun:
Wenn ich einen Menschen lobe, der diese Sprache spricht, dann ist er regelrecht ermutigt und blüht geradezu auf.
Dazu muss ich aufmerksam sein:
Ermutigen kann nur, wer mitfühlt und die Welt mit den Augen des Partners sieht.
Von Mark Twain stammt der Ausspruch:
„Ich kann zwei Monate von einem netten Kompliment leben.“
Aber es gibt auch Menschen, denen ist ein Lob weit gehend egal.
Sie sprechen vielleicht die zweite Sprache der Liebe, die Felix uns ebenfalls vorgestellt hat:
Die Zweisamkeit.
Es gibt Menschen, die sich genau dann geliebt fühlen, wenn der andere ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.
Wenn man Erfahrungen, Gedanken und Gefühle austauscht und einander wirklich zuhört – und nicht mit den Gedanken schon wieder ganz woanders ist.
Ich kann das gut:
Jemanden ansehen und mit den Gedanken schon beim nächsten Thema sein.
Und da sage noch mal jemand, Männer können nicht zwei Dinge gleichzeitig.
Vielleicht merken es die anderen bloß nicht.
Ich muss das Zuhören sehr bewusst betreiben.
Es ist für mich eine Fremdsprache, es liegt mir nicht im Blut.
Aber wenn mir etwas an dem anderen liegt, muss ich es lernen.
Um diese Themen ging es ausführlich in der letzten Woche – Sie können es nachhören (CD) oder nachlesen (Internet).
Jetzt kommt was Neues. Die dritte Sprache der Liebe: Geschenke.
Für manche Menschen sind Geschenke der zentrale Ausdruck von Liebe.
Ich hatte vor einiger Zeit eine Goldene Hochzeit auszugestalten.
Als ich mit dem Goldenen Paar über ihre Ehe sprach, sagte die Frau:
„In all den Jahren hat er mir in jeder Woche einen Blumenstrauß geschenkt!“
Ich sah ihn an, und er zwinkerte mir zu.
Er hatte ihre Sprache der Liebe entdeckt, er hatte sie verstanden und gesprochen.
Er hatte dadurch ihren Liebestank aufgefüllt, und ich bin mir sicher, er hat es tausendfach zurück bekommen.
Denn sie war sichtbar glücklich.
Das Geheimnis dabei ist:
Wenn ich jemanden beschenke, dann beschäftige ich mich gedanklich mit ihm.
Das ist das Entscheidende – nicht der materielle Wert des Geschenkes.
Übrigens:
Wenn Ihr Partner diese Sprache der Liebe spricht, dann sollten Sie kein Knauser sein.
Ein typischer Sparer schenkt nicht gerne.
Denken Sie dran:
Es geht hier nicht um Sie.
Sondern um Ihren Partner.
Er soll sich geliebt fühlen.
Wenn Gott ein Knauser wäre, dann hätte er uns nicht seinen Sohn geschenkt.
Und dann hätte Jesus nicht sein Leben für uns gegeben.
Erinnern Sie sich an die Geschichte von der Versuchung Jesu durch den Teufel?
Wenn Jesus darauf eingegangen wäre, wäre er Großgrundbesitzer geworden.
Er hätte viel Macht und ein enormes Vermögen gehabt.
Er ist aber nicht darauf eingegangen.
Er hat alles gegeben, weil wir ihm wichtiger waren.
„Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“, heißt es im 2. Korintherbrief.
Geschenke sind die dritte Sprache der Liebe.
Das größte Geschenk scheint mir dabei oft das der eigenen Gegenwart zu sein.
Das Wichtigste, was ich dir schenken kann, ist meine Zeit.
Die vierte Sprache der Liebe ist Hilfsbereitschaft.
So drücken viele Menschen ihre Liebe aus, und so erfahren auch viele von uns Liebe.
Hier geht es um all die Gefälligkeiten und Dienstleistungen, die man aus Liebe zum anderen tut.
Man möchte dem anderen eine Freude bereiten, indem man ihm etwas Gutes tut.
All diese Tätigkeiten wie Kochen, den Tisch decken, abwaschen, saugen, Windeln wechseln, das Schlafzimmer renovieren, die Bücher entstauben, das Auto fahrbereit halten, den Rasen mähen – all das sind Dienstleistungen aus Hilfsbereitschaft.
Sie erfordern Planung, Zeit, Mühe und Kraft.
Und sie tun dem anderen oft unendlich gut.
Eine Frau sagte dazu:
„Als mein Mann das erste Mal die Wäsche machte, war alles verfärbt.
Aber das machte nichts.
Er liebte mich in meiner Liebessprache, und mein Liebestank füllte sich.“
In diesem Moment änderte sich die Atmosphäre in ihrer Ehe.
Das gibt es auch hier in der Gemeinde.
Da haben sich z.B. ein paar Frauen verabredet und haben die Küche mal so richtig sauber gemacht.
Tolle Arbeit.
Wir wollen in Apostel ja immer gabenorientiert arbeiten.
Aber es wäre natürlich Quatsch zu sagen:
„Dieser Mensch hat die Gabe des Abwaschens“.
Wer die Küche sauber macht, ist nicht besonders begabt dafür, sondern macht das, weil er hilfsbereit ist.
Er dient den anderen – so wie Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, um ihnen etwas Gutes zu tun.
Jesus hatte auch nicht die besondere Gabe des Füßewaschens.
Wer hilfsbereit ist, handelt im Grunde aus Liebe zu den anderen.
Damit es schön ist.
Damit Gäste sich wohl fühlen, wenn sie kommen.
Hilfsbereitschaft ist die vierte Sprache der Liebe.
Die fünfte und letzte ist Zärtlichkeit.
Es gibt Menschen, für die sind Umarmungen, Küsse und Sexualität die Sprache der Liebe.
Ohne solche Zärtlichkeit fühlen sie sich ungeliebt.
Lob oder Geschenke sind ihnen völlig egal.
Vermutlich verstehen sie das nicht einmal als Liebeszeichen.
Für solche Menschen sind Berührungen fast lebensnotwendig.
Nur so füllt sich ihr Liebestank.
Wenn wir hier in Apostel zusammen kommen, dann umarmen sich viele.
Das ist irgendwie eine normale Umgangsform hier.
Barack und Michelle Obama führen diese Umgangsform übrigens gerade in der Politik ein.
Jeder wird umarmt, sogar die Queen.
Mich spricht das sehr an, ich bin ganz gerührt.
Ich kenne diese Sprache der Liebe.
Sie nimmt andere mit hinein in die Gemeinschaft.
Problematisch wird es, wenn einer nicht umarmt wird.
Der wird sich dann ausgeschlossen fühlen, wenn er selbst gerne solche Nähe erfährt, wenn das auch seine Sprache ist.
Die Sprachen der Liebe
Johannes schreibt im 1. Joh.-brief:
„Gott ist die Liebe. Und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. (1. Joh. 4, 16)
Darum lasst uns einander lieben, denn Gott hat uns zuerst geliebt“. (4, 19)
Wir sollen einander lieben.
Wir sollen gegenseitig unseren Liebestank auffüllen.
Das bedeutet:
Meine Aufgabe ist es, alles zu tun, dass Ihr Liebestank aufgefüllt wird.
Damit Sie angefüllt sind mit Liebe und selber lieben können.
Und Ihre Aufgabe ist es, ….dasselbe für Ihren Nächsten zu tun.
Im Besonderen machen wir das natürlich für unseren Lebens- oder Ehepartner, sofern wir einen haben.
Aber Jesus sagt deutlich, dass unser Job da nicht aufhört.
„Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, indem ihr Liebe übt untereinander!“ (Joh. 13, 35)
Und wir sollen das nicht nur, wir können das auch.
Jeder von uns kann lieben.
Das gehört zu unserem Wesen als Menschen.
In der Bibel heißt es dazu, dass Gott diese Liebe in uns hinein gepflanzt hat – und zwar ganz einfach dadurch, dass er uns liebt.
Johannes schreibt:
„Darin besteht die Liebe: Nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat zur Versöhnung für unsere Sünden!“ (4, 9f)
… um uns zu versöhnen.
Oder, wie man heute eher sagen würde:
um uns zu heilen, um unsere Wunden zu heilen – dafür kam Jesus als Heiland.
Wenn wir also lieben können und lieben sollen, dann lautet der Auftrag:
Lernt bewusst Fremdsprachen!
Lernt die Sprachen der Liebe, die ihr nicht könnt.
Eine hohe Aufmerksamkeit ist dafür nötig, ein Bewusstsein.
Es ist nötig, dass wir das wollen – und uns Zeit dafür nehmen.
Liebe hat also viel mit Geben zu tun.
Wir schenken sie.
Sie ist eine Grundeinstellung.
Und die gute Nachricht ist:
Jeder von uns kann das!
Und jeder kann sozusagen sein Liebespotenzial erhöhen.
Ich glaube, wir können das, weil Gott uns liebt.
Heute beginnt die Karwoche, die letzte Woche vor der Kreuzigung.
„So sehr hat Gott uns geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab“ – als Geschenk, für uns.
Das ist seine Sprache der Liebe.
Er hat uns berührt und gesegnet.
Die Handauflegung ist seitdem ein wichtiges Zeichen in unserem Glauben.
Wir spüren den Segen.
Und wir sind nicht alleine, nie mehr:
„Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da werde ich mitten unter ihnen sein!“, sagt Jesus.
„Denn ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, wenn ich zum Vater gegangen bin, und werdet meine Zeugen sein bis ans Ende der Erde“ (Acta 1, 8).
So wird es sein.