Apostel Harburg

Der graue Alltag - Nackte Tatsachen

Generell ist das ein Thema, das man nicht unbedingt in einer Predigt erwartet.
Der graue Alltag, o.k., darüber kann man reden, aber nackte Tatsachen?
Sexualität als Thema eines Gottesdienstes ist doch eher fremd.
Obwohl überall und ständig davon gesprochen wird, vermuten wir dieses Thema nicht in unserer Kirche.

Aber es ist ein unglaublich wichtiges Thema und hat absolut etwas mit unserem Glauben zu tun.
Gott hat uns ja als sexuelle Wesen geschaffen.
Er hat sich die Sache mit dem Sex ausgedacht, damit wir sie genießen können.

Und ich bin davon überzeugt, dass Gott sich mit uns freut, wenn wir dabei Erfüllung finden und dass er mit uns leidet, wenn wir schlecht mit unserer Sexualität umgehen.

So, wie ich die Bibel verstehe und durch die Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, bin ich fest davon überzeugt, dass der beste Ort für Sexualität die Ehe ist.
Die gesegnete, gewollte und willentlich beschlossene Zweisamkeit eines Paares.

Das heißt natürlich nicht, dass in so einer Ehe dann alles wie von selbst und ohne Probleme läuft.
Eine Hochzeit ist keine Garantie für eine funktionierende Beziehung.
Sie ist immer nur eine sehr gute Voraussetzung dafür. Trotzdem ist eine Beziehung immer ein ordentliches Stück Anstrengung.
Und wenn sie funktionieren soll, müssen beide etwas dafür tun.

Dabei ist die Sexualität ein wichtiger und ein besonders schwieriger Aspekt.
Einer meiner Lieblingscartoons ist folgender:
Zwei Männer unterhalten sich und der eine sagt:
„Die meisten Sünden passieren im Bereich Sexualität!“ Daraufhin sagt der andere:
„Wo ist dieser Bereich? Weg damit!“

Manchmal wäre es schön, wenn wir die Bereiche, die uns Probleme machen, einfach wegstreichen könnten.
Allerdings würde uns dann auch alles Schöne, was damit verbunden ist, entgehen.

Und ich finde, das gilt besonders für die Sexualität.
Deswegen müssen wir uns mit den Gefahren und Problemen beschäftigen und ihnen ins Gesicht blicken, damit wir mit ihnen umgehen können und in einen echten Genuss kommen.

Und die Probleme, die wir Menschen im Bereich der Sexualität haben, sind besonders heikel, weil das so ein intimer Bereich ist, dass wir uns nicht trauen, darüber zu sprechen.

Unser Gefühl sagt uns vielleicht:
„Wenn ich von meinem Problem erzähle, lachen die anderen mich aus. Bestimmt hat keiner außer mir dieses Problem.“
Aber das stimmt nicht!

Einige von euch fragen sich jetzt wahrscheinlich:
„Was kann man im Bereich Sexualität denn für Probleme haben?“
Euch sage ich: herzlichen Glückwunsch!
Schön, dass es euch nicht so geht.
Und ich lade euch ein, einfach weiter gut zuzuhören und von den Nöten vieler anderer Menschen zu erfahren.

Das Schlimmste, was einem Paar passieren kann, ist mit Sicherheit, dass einer von beiden fremd geht.
Jeder weiß, dass Ehebruch furchtbar ist.
Jeder weiß, dass fremdgehen unglaublich verletzend und krankmachend ist. Trotzdem tun es viele.

Natürlich niemand, der heute hier ist… ☺

Aber im grauen Alltag führt vieles dazu, dass auch wir in Versuchung geraten können.

Ich möchte euch die wohl berühmteste Bibelstelle zu diesem Thema vorlesen, die in Matthäus 5 steht:

„Ihr wisst, dass es heißt: Du sollst nicht die Ehe brechen!
Ich aber sage euch: Wer die Frau eines anderen begehrlich ansieht, hat in seinem Herzen schon die Ehe mit ihr gebrochen.“

Ein unglaublicher Text, der in jedem von uns sicherlich starke Emotionen weckt.
Und zumindest ich bin schnell versucht zu sagen:
„Das hat er ja gar nicht so gemeint!“
Hier steht aber, dass Jesus das so gesagt hat, und dann hatte er mit Sicherheit auch eine Absicht damit.

Ich glaube, dass er uns Menschen deutlich sagen will:
„Hör auf, andere zu verurteilen und guck, was bei dir selbst los ist.“

Es ist so einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen, und dabei seine eigenen Fehler und seine eigene Schuld zu vergessen.

Es ist so einfach, sich über die Trennung der Nachbarn das Maul zu zerreißen, und dabei nicht zu überlegen, wo wir selbst uns von unserem Partner entfernen.

Es ist so einfach, sich über die Fehler aufzuregen, die andere in ihren Beziehungen machen, und dabei die eigene Lieblosigkeit zu nicht zu sehen.

Jesus macht mir hier deutlich:
Ich bin nicht besser als diejenigen, die sich offensichtlich falsch verhalten haben, nur weil man mein Fehlverhalten nicht sieht, oder ich vielleicht auch einfach nur noch keine Möglichkeit dazu hatte.
Und er deckt damit einen Bereich unseres Lebens auf, der nicht öffentlich ist.
Einen Bereich, den wir vor allen verbergen können und der uns deswegen nicht schlecht vor anderen dastehen lässt.
Denn in unserer Gedankenwelt können wir machen, was wir wollen, ohne dass es jemand mitbekommt.

Wie gehen wir in unseren Gedanken mit Sexualität um?
Was machen wir hinter verschlossener Tür?
Ist unsere Sexualität so, wie Gott sie gemeint hat, oder missbrauchen wir sie nur für unsere eigenen Befriedigungen?
Ist unser Umgang mit Sexualität gesund oder ungesund?

Wenn es in der Bibel um einen ungesunden Umgang mit Sexualität geht, dann steht dort „porneia“, Unzucht!

Sie wird oft zusammen mit Unreinheit, Ausschweifungen und Habsucht genannt.
Es geht dabei also um ein übersteigertes, gieriges sexuelles Verlangen!

Ähnlich wie z.B. Essen und Trinken, ein gesichertes Einkommen und ein gewisses Ansehen bei den Mitmenschen ganz normale und Gute Grundbedürfnisse von uns Menschen sind, ist es natürlich auch die Sexualität.
Gott hat uns als sexuelle Wesen geschaffen.
Wir sollen und dürfen sie genießen.

Aber genauso, wie Essen, Trinken, Geld und Macht zu echtem Suchtverhalten führen können, so ist es auch mit der Sexualität.

Die Porneia wird in der Bibel als etwas beschreiben, das uns von Gott trennt.
Denn sie lenkt unseren Blick von dem eigentlich großartigen Geschenk der Sexualität auf den eingeschränkten und egoistischen Teil des Sex.

Die Unterscheidung, die ich hier mache, ist folgende: Sexualität ist das Zusammenspiel zweier Partner, das schon viel früher anfängt als beim eigentlichen Geschlechtsverkehr.
Aber Sex ist eine Fokussierung auf den Geschlechtsakt mit abschließendem Höhepunkt.
Und in erster Linie dem eigenen.

So ist es nur konsequent, dass der Begriff Porneia heute für einen ganzen Industriezweig benutzt wird, die Pornoindustrie.

Wenn wir Pornographie konsumieren, machen wir nämlich genau das:
Wir lösen die Sexualität vom Gemeinschaftsaspekt und stellen unsere eigene Lust in den Mittelpunkt.

Und das ist ein echtes Problem unserer Gesellschaft.
Das ist auch immer mehr ein Problem von Christen.

Denn früher waren Pornos nur in schmuddeligen Videotheken und Sexläden zu bekommen.
Die Versuchung war nicht so groß, aber oft eben „nur“, weil die Möglichkeit nicht da war.

Durch die Entwicklung unserer Mediengesellschaft ist es aber kein Problem mehr, an pornographische Bilder zu kommen.

Das Internet ist nicht mehr wegzudenken und hat natürlich sehr, sehr viel Gutes.
Die Gefahr ist jedoch, dass wirklich alles möglich, dass alles zu haben ist.
Auch und besonders im sexuellen Bereich.

Dazu ein paar Fakten:
Weltweit gibt es rund 4,2 Millionen Pornowebseiten.

Das sind 12% aller Internetseiten!

Und 72 Millionen Besucher auf der ganzen Welt haben jährlich Zugang zu diesen Seiten!

68 Millionen Anfragen für pornographisches Material verzeichnen diverse Suchmaschinen täglich, das sind umgerechnet ein Viertel aller Anfragen!

Hollywood produzierte 400 Filme im Jahr 2004, die Pornoindustrie hingegen 11.000!
Die größten Abnehmer von Internetpornographie sind Kinder zwischen 12 und 17 Jahren. (Family Safe Media, 2005).

In Deutschland sehen sich 50% der 12-19jährigen mindestens ein Mal im Jahr Pornoseiten an.
Der Erstkontakt mit pornographischen Bildern liegt im Durchschnitt bei 11 Jahren.

Zu Zeiten meiner Eltern waren die ersten Nackten, die die Kinder gesehen haben, irgendwelche Skulpturen aus der Antike.
Heute ist Nacktheit nichts Besonderes mehr.
Oder schockiert euch noch eine nackte Brust im Werbefernsehen mittags um 12 Uhr?

Nacktheit an sich ist natürlich und natürlich nichts „Schädliches“.
In der Sauna habe ich damit auch kein Problem.
Die Nacktheit, die uns in den Medien präsentiert wird, stellt aber nicht einfach eine Natürlichkeit dar, sondern will unsere sexuellen Bedürfnisse ansprechen. „Sex sells“ heißt es ja auch.

Ich musste früher noch bis 22.00 Uhr wach bleiben, um dann heimlich bei der „Blauen Lagune“ 10 Sekunden einen Blick auf Brooke Shields nackte Brüste zu werfen.
Dafür würde heute kein Jugendlicher mal mehr den Fernseher anmachen.

Pornographie ist heute das Hauptmittel der Aufklärung.
Und machen wir uns nichts vor, davon bleiben auch unsere Kindern in Apostel nicht verschont.
Spätestens, als mir ein Konfi mal seine Filme zeigte, die er auf dem Handy hatte, wurde mir das sehr schmerzhaft bewusst!

70% der Eltern wissen gar nicht, was sich ihre Kinder im Internet ansehen.

Überlegt mal, was es für Konsequenzen hat, wenn Kinder und Jugendliche ihre Sexualität mit Hilfe von Pornographie entdecken und gestalten.
Wenn sie alles glauben, was sie da sehen.
Wenn sie glauben, dass diese Fotos und Filme die Wirklichkeit abbilden.

Ein 16jähriger wird ganz normale Fantasien haben, z.B. dass ihn ein schönes Mädchen verführt.
Ein 16jähriger, der regelmäßig pornographische Bilder konsumiert, stellt sich vor, dass drei heiße Frauen in der S-Bahn über ihn herfallen und ihn richtig verwöhnen, so wie er es schon hundert mal gesehen hat.
Und wie soll er dann 10 Jahre später eine erfüllende Sexualität in einer Partnerschaft erleben?

Aber natürlich werden nicht nur Jugendliche durch die Bilder beeinflusst.
Es gibt zwar Menschen, die sagen, dass die negative Wirkung ja nicht bewiesen sei.
Aber wenn es keine Wirkung hätte, würde die Werbung nicht Unsummen an Geld investieren.

Pornographie ist ein echtes Problem geworden, gerade weil immer mehr Menschen damit ein Problem haben.
Der Einstieg ist dabei sehr leicht.
Man guckt nur mal so, ist ja auch nicht schlimm.
Hab ich auch gemacht, als mir Jugendliche eine Homepage nannten, die gerade angesagt war.

Tatsächlich suchen die wenigsten bewusst nach pornographischen Bildern.
Und sie sind zunächst abgeschreckt von dem, was dort gezeigt wird.
Aber irgendwie ist es auch faszinierend und erregend.

Das reizvolle an Pornographie ist, dass es keine Grenzen gibt.
Es ist immer Neues möglich, und es ist schnell und leicht zu haben.
Dabei brauche ich nicht einmal eine soziale Kompetenz, ich muss mich nicht mit einem Partner auseinandersetzen, um zu meiner Befriedigung zu kommen.
Außerdem ist es absolut anonym, was auch besonders für Christen sehr verlockend ist!!!

Das Schlimme daran ist, dass wir ein absolutes Zerrbild der Sexualität präsentiert bekommen.
Pornographie ist von dem, was Gott sich für uns gedacht hat, meilenweit entfernt.

Die Sexualität wird enthemmt.
Das, was ich sehe, würde ich wahrscheinlich normalerweise nie tun, weil dort oft natürliche Grenzen überschritten werden.

Man hat einen kurzen Lustgewinn, aber es entsteht immer ein Hunger nach mehr.
Die menschliche Würde geht total verloren, denn es wird möglichst hemmungslos der Geschlechtsakt gezeigt, und die Menschen werden so zu reinen Sexualobjekten.

Und diese Bilder gehen nicht mehr aus dem Kopf.
Plötzlich soll mein Partner das, was ich gesehen habe, auch machen.
Oder ich denke beim Sex nicht an meinen Partner, sondern bin in Gedanken bei den Bildern, die ich kenne.

Frauen tun Dinge, die sie eigentlich nicht wollen, aus Angst, dass der Partner sich das woanders holt.
Es zählt nur noch der Höhepunkt, nicht mehr der Weg dorthin.

Das macht ein Zitat aus der Seelsorgepraxis deutlich:
„Ich schlafe nur noch ungern mit meiner Frau, da muss ich immer so viel Rücksicht nehmen.
Lieber ziehe ich mir einen Porno rein und befriedige mich selbst, da kann ich machen, was ich will.“

Hier wird der große Respektsverlust deutlich, den Pornographie mit sich bringt: vor dem Partner und sich selbst.
Sexualität ist nicht besonderes und wertvolles mehr, sondern ein reines Konsumgut.

Sex macht Lust auf mehr.
Die Gefahr bzw. Frage ist:
wo und wann überschreitet man die Schwelle zur Sucht?
Zum Glück gibt es immer mehr Leute, die offen mit dem Thema umgehen, um anderen Menschen zu helfen.
Das sind ehemalige Pornosüchtige, Ex-Produzenten und ehemalige Darsteller, die sehr eindrücklich davon berichten, wie dramatisch die Auswirkungen von Pornographie sind, und die dabei helfen wollen, dass wir selbst nicht in die Pornofalle geraten.

Der Leiter des Vereins Rückenwind, Phil Pöschl, berichtet aus seinem Leben folgendes:
„Ich durfte zusammen mit anderen eine große christliche Jugendarbeitin Österreich aufbauen. […]

Doch was keiner in meiner Kirchengemeinde wusste, der mich als „frommen Christen“ kannte:
Im Geheimen führte ich ein Doppelleben.
Ich war pornosüchtig. Das ging so weit, dass ich in Altpapier-Container kletterte, um nach Pornoheften zu suchen.
Danach fühlte ich mich schuldbeladen und sündig, aber ich konnte einfach nicht damit aufhören.“
(aus einem Rundbrief des Vereins „Rückenwind“)

Natürlich endet es nicht bei jedem so.
Aber die Gefahr ist da.
Und ich bin mir sicher, dass jeder, der schon mal Pornographie benutzt hat, selbst merkt, dass es nicht wirklich gut tut, geschweige denn ernsthaft erfüllend ist.

Auch, wenn das nicht alle hier oder vielleicht sogar nur wenige betrifft, möchte ich am Schluss 5 Schritte nennen, die man gehen kann, wenn man nichts mehr mit Pornographie zu tun haben möchte:



1. Frage: Will ich was dagegen tun?

Wahrheit: sei ehrlich, gesteh dir das Problem ein!



2. Bewusste Entscheidung:

ich will mir das nicht mehr ansehen
- Die muss man immer wieder treffen,
- ein Mal reicht nicht,
- die kann einem keiner abnehmen



3. Hilfe suchen, die meisten schaffen es nicht all

Raus aus der Heimlichkeit; Rechenschaft ablegen



4. Erkenntnis: warum benutze ich Pornographie?

Meistens ist es nicht die sexuelle Lust,
sondern andere Dinge:

Was ist meine Sehnsucht?

H unger - bin ich wirklich „satt“?
Fehlt es mir an etwas?
A ngst, Ärger - Gefühle, die nicht zugelassen werden, werden kompensiert
L angeweile, Leere - das Gefühl der Einsamkeit
T otmüde - total gestresst, Pornographie als Stressabbau



5. Änderung des Lebensstils:
„Gefahrenquellen“ vermeiden, PC in einen öffentlichen Raum stellen, nicht ins Kinderzimmer!
Gute Beziehungen führen
Sport hilft, meinen eigenen Körper zu spüren
Konflikte lösen
Lernen alleine zu sein, ohne sich unwichtig oder nicht geliebt zu fühlen





Gott schenkt uns unser Leben.
Und er möchte, dass es ein erfülltes Leben ist.
Ein Leben, das wirklich sinnvoll voll ist!
Pornographie hält uns genau davon ab.
Sie kann uns von Gott fernhalten.
Weil sie uns von uns selbst und von unserem Partner entfremdet.
Weil sie ein falsches Bild von dem malt, was Gott uns in seiner großen Liebe geschenkt hat.

Gott liebt die Menschen natürlich trotzdem, durch und durch und nicht weniger, als wenn sie keine Pornographie nutzen würden.
Und genau deswegen sagt er uns:
„Du brauchst das nicht!
Lass dir an meiner Gnade genügen!
Ich schenke dir meine Kraft und stelle dir Menschen an deine Seite, damit du deine Probleme bewältigen kannst.“

Als Grundlage zur Predigte diente der hörenswerte Vortrag „Internetpornographie – nur einen Klick entfernt“ von Christoph W. Kiehne,
zu finden unter http://koblenz.feg.de/podcast.php?channel=durchblick